Im Jahr 2003 erbrachte die mit über 10.000 m² Fläche bis dahin größte Stadtkerngrabung in Göttingen wesentliche Erkenntnisse zur frühmittelalterlichen Keimzelle der heutigen Stadt. Im Bereich der Fundstelle „Kurze Geismarstraße 26–30“ wurde jene Siedlung „Gutingi“ erfasst, der Göttingen seinen Namen verdankt. Von besonderem Interesse sind die Grubenhäuser mit den darin dokumentierten Handwerksspuren sowie die weiteren Gebäude.
Nun liegt – wohl als erster Schritt der Gesamtbetrachtung – die umfassende Auswertung der früh- und hochmittelalterlichen Keramik aus dieser Grabung vor. Konsequent wurde das für Südniedersachen und Nordhessen bewährte Gliederungsschema angewandt. Gefäß- und Randformen, Brenntechnik und Dekore werden ausführlich dargestellt. So lässt sich zum einen die lokale Entwicklung früh- und hochmittelalterlicher Keramik zwischen dem 7./8. und dem späten 12. Jahrhundert nachvollziehen, zum anderen ist es möglich, diese in einem weiteren Rahmen zu betrachten. Für die Archäologie zur Stadt Göttingen wird damit eine empfindliche Lücke geschlossen, was für die Auswertung weiterer Grabungen in Göttingen und seinem näheren Umland von großem Wert sein wird.
Dem Band fehlt eine nähere Verknüpfung zu den dokumentierten Befunden. Dies ist aber angesichts der zu Grunde liegenden Materialmenge auch nicht zu erwarten: Es galt, die geborgene Keramik sorgfältig zu untersuchen. Es ist aber nun die Voraussetzung geschaffen, die weiterführende Analyse der Befunde vorzunehmen und diese chronologisch zu ordnen. Sollte sich dabei vielleicht die eine oder andere Veränderung gegenüber den älteren Publikationen ergeben, so wäre dies indirekt ein Verdienst dieser Monographie.
Kai Gößner, Über Kumpf und Kugeltopf – Die Gefäßkeramik des 7./8.–12. Jahrhunderts derdstelle „Gutingi“ (Kurze Geismarstraße 26–30) in Göttingen. Beiträge zur Archäologie in Niedersachsen 25. Rahden/Westf. 2024. 176 Seiten, 34 Abbildungen, 128 Diagramme und 42 Tafeln. ISBN 978-3-89646-945-8. 54,80 Euro.
