Stone Age Borderland Experience

Florian Klimscha, Marion Heumüller, Daan C. M. Raemaekers, Hans Peeters, Thomas Terberger (Hrsg.), Stone Age Borderland Experience: Neolithic and Late Mesolithic Parallel Societies in the North European Plain. Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens 60. Rahden/Westf. 2022. 472 Seiten, 240 Abbildungen. ISBN 978-3-89646-953-3. 69,80 €.

Der Übergang zu Sesshaftigkeit, Ackerbau und Viehzucht, die „Neolithische Revolution“, ist der entscheidende Einschnitt in die menschliche Lebensweise, und die Folgen sind bis heute spürbar. Nach über 2 Millionen Jahren, in denen Menschen sich durch Jagen, Sammeln und Fischfang ernährten, ermöglichte es die neue bäuerliche Wirtschaftsform, Nahrung gezielt zu produzieren, mehr Menschen zu versorgen und Überschüsse zu speichern. Durch diesen über Jahrtausende währenden, hochkomplexen Prozess wurde die Grundlage für eine Lebensart geschaffen, die sich bis zur industriellen Revolution nicht wesentlich änderte.

Dieser Band fasst die Beiträge einer internationalen Tagung zusammen, welche 2019 im Niedersächsischen Landesmuseum in Hannover in Kooperation mit dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege und dem Archäologischen Institut der Universität Groningen stattfand. 48 Autoren widmen sich in 26 Beiträgen der Frage, wie die Interaktionen zwischen mesolithischen und neolithischen Gemeinschaften abliefen. Neue Ausgrabungsergebnisse aus der norddeutschen Tiefebene und umgebenden Gebieten werden ebenso vorgestellt wie paläobotanische und dendrochronologische Analysen, Ergebnisse von Untersuchungen an Töpferwaren verschiedener Fundorte und kultureller Gruppen, regionale und großräumigere Studien zu spätmesolithischen und frühneolithischen Fundkomplexen und Artefakttypen. Überlegungen zur Entwicklung technischer Innovationen und zur Interaktion von Jägern und Sammlern mit frühen bäuerlichen Gruppen runden den Band ab.

Neue Interpretationen eröffnen neue Perspektiven auf die Neolithisierung des Nordens. Sie zeigen, dass regelmäßige Kontakte insbesondere zwischen Swifterbant-Gruppen und frühen Bauern donauländischer Prägung sowie anderen spätmesolithischen Gruppen des Nordens zu frühen Experimenten mit Tierhaltung und Landwirtschaft geführt haben. Die Ursachen, Mechanismen und Folgen der Neolithisierung stellen sich komplexer dar, als vielfach angenommen wird.