Horst W. Böhme, Die spätantiken Gürtel mit kerbschnittverzierten Metallbeschlägen. Studien zu Militärgürteln des 4.–5. Jahrhunderts, RGZM, Kataloge, Band 50, Verlag Schnell+Steiner, Regensburg, 2020, ISBN 978-3-88467-335-5, 250 Seiten, 77 Abbildungen, 12 Karten, 64 EUR
Die eingehende Analyse der in den letzten Jahren stark angewachsenen Zahl der kerbschnittverzierten Gürtelbeschläge bestätigt deren Funktion als repräsentative und symbolträchtige spätrömische Militärgürtel. Diese wurden in der Mitte des 4. Jahrhunderts in Gallien für Elitetruppen des Feldheeres neu entworfen, hielten sich in abgewandelter Form bis in die Mitte des 5. Jahrhunderts und sind vor allem bei Militärgarnisonen im Landesinneren und entlang der Reichsgrenze zu finden. Damit sind kerbschnittverzierte Gürtel wichtige archäologische Zeugnisse des spätrömischen Militärwesens, sie geben Auskunft über die Struktur des spätrömischen Heeres.
H. W. Böhme zufolge brachten Veteranen der römischen Armee ihre regulären Militärgürtel mit in ihre jeweiligen Heimatregionen, wo sie häufig als Grabbeigaben dienten. So wäre ihre Verbreitung in den Regionen rechts des Rheins zu erklären, und die zahlreichen Vorkommen im Elbe-Weser-Dreieck wären als Beleg für die Anwesenheit sächsischer Söldner im römischen Heer zu deuten. Eine derartige materialgestützte, intensive Beschäftigung mit archäologischen Fundgruppen ist angesichts der immer größer werdenden Zahl von Objekten selten geworden und beeindruckt durch ihre Genauigkeit und den Versuch, ein historisches Bild zu gewinnen. Aus der Perspektive der Bodendenkmalpflege sind noch die starken Unterschiede im Fundaufkommen zu bedenken: Aus dem Süden und Osten des heutigen Bundeslandes Niedersachsen sind bislang kaum entsprechende Funde bekannt geworden, und dies trotz der immer intensiveren Prospektion mit Metallsonden. Welche historischen Strukturen sind hier zu erkennen, und welche modernen Bedingungen bestimmen dieses Fundbild?