Mehr als ein halbes Jahrhundert für die Archäologie – Dietrich Alsdorf im Ruhestand

Ende Januar 2021 ist der langjährige Grabungstechniker der Stader Kreisarchäologie in den Ruhestand getreten.

Geboren im Jahr 1953 als Sohn heimatvertriebener Ostpreußen wuchs er in Harsefeld auf, wo er auch die Schule besuchte und sich bereits früh für die Geschichte seiner Heimat zu interessieren begann. Ab 1965 wirkte er ehrenamtlich für die Archäologie, führte Flurbegehungen und Notbergungen durch. Dabei stand dem jungen Mann Prof. Willi Wegewitz als Mentor hilfreich zur Seite. Nach einer Lehre als Schriftsetzer und dem Wehrdienst arbeitete er von 1977–1981 im Stader Museum Schwedenspeicher und fand dann 1981eine Anstellung in der Kreisarchäologie. Er ist in vielerlei Hinsicht ein Pionier: Als unser Fach in den 1970er Jahren noch kaum das Spätmittelalter und die Frühe Neuzeit als Forschungssubjekt akzeptiert hatte, widmete er sich bereits neuzeitlichen Relikten. Zu seinen Schwerpunkten gehörte hierbei die Erforschung von Fliegerschicksalen aus dem Zweiten Weltkrieg, von Tatorten des „Dritten Reiches“ und die Richtstättenarchäologie. Er hat ebenso sehr früh die Bedeutung des Metalldetektors als wichtiges Werkzeug für Feldforschungen erkannt und damit bedeutende Funde gesichert. Besonders verdient hat sich Dietrich Alsdorf um die Landesaufnahme im Landkreis Stade gemacht. Wohl einige Tausend Fundstellen von der Altsteinzeit bis zur Gegenwart hat er bei Geländebegehungen oder bei der Auswertung von Archivalien, Altkarten und Airborne Laserscan-Daten entdeckt. Dabei hat er herausragende Plätze wie die reich ausgestatteten germanischen Gräberfelder zum Apenser Fürstengrab, den frühgeschichtlichen Handelsplatz Freiburg/Elbe, Celtic Fields und mittelalterliche Burgen gefunden. Von den zahllosen von Dietrich Alsdorf durchgeführten Grabungen sind insbesonderedie Erforschung der Dannsee-Burg bei Beckdorf sowie des Stifts und Klosters Harsefeld zu nennen. Beeindruckend ist außerdem seine rege Publikationstätigkeit. Regelmäßig hat er in „Archäologie in Niedersachsen“ und anderen Fachorganen über seine Forschungen berichtet. Die populäre Vermittlung von Archäologie und Geschichte lag ihm sehr am Herzen. Zahlreiche Artikel im Stader Tageblatt, Beiträge zu Ortschroniken, Kurzgeschichten und seine historischen Romane zeugen davon. Besonders erfolgreich waren „Isern Hinnerk: Roman einer mittelalterlichen Legende“, in dem die Ausgrabung der „Dannsee-Burg“ literarisch verarbeitet wird, und „Anna aus Blumenthal“, der demnächst verfilmt werden soll. Er ist außerdem der langjährige Redaktionsleiter des vom Harsefelder Vereins fürKloster- und Heimatgeschichte herausgegebenen Jahrbuchs „Geschichte und Gegenwart“, in dem auch die Archäologie nie zu kurz gekommen ist. Damit hat er einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Akzeptanz unseres Faches in der Öffentlichkeit geleistet. Dietrich Alsdorf hat angekündigt, auch nach seinem offiziellen Dienstende weiterhin ehrenamtlich für die Kreisarchäologie tätig zu sein. Weiße Flecken in der Landesaufnahme werden in den nächsten Jahren durch ihn in Angriff genommen. Außerdem möchte er sich der Inventarisierung der umfangreichen Urgeschichtssammlung des Stader Geschichts- und Heimatvereins widmen.