MAN 39 – 52 622 Funde aus der Stadtwüstung Nienover

Sonja König, Die Stadtwüstung Nienover im Solling. Studien zur Sachkultur einer hochmittelalterlichen Gründungsstadt im südlichen Niedersachsen. Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens, Band 39. Herausgegeben vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege in Zusammenarbeit mit der Archäologischen Kommission für Niedersachsen e. V. durch Henning Haßmann. Verlag Marie Leidorf GmbH, Rahden/Westfalen 2009. 378 Seiten mit 71 Abbildungen, 37 Tabellen, 44 Diagrammen und 94 Tafeln. ISBN 978-3-89646-972-4 ISSN 0465-2770. Hardcover 49,80 €

Die im Landkreis Northeim gelegene Stadtwüstung Nienover mit der zugehörigen Burg stellen aufgrund des weitestgehend unüberbauten Zustandes eine der wenigen Fundstellen deutschlandweit dar, an welcher die Struktur einer Gründungsstadt und deren Entwicklung in räumlicher und zeitlicher Tiefe untersucht werden kann. Die Ergebnisse des interdisziplinären Forschungsprojektes unter der Leitung von Professor Dr. Hans-Georg Stephan (Martin- Luther-Universität Halle-Wittenberg) wurden in drei Dissertationen vorgelegt. Der Teil Studien zur Sachkultur widmet sich der umfassenden Analyse des Fundmaterials und seiner Aussagefähigkeit für die Struktur und Entwicklung der Stadt sowie für den regionalen Handel mit Keramik. Grundlegend ist die Betrachtung der typologischen und chronologischen Auswertung der 52 622 Einzelfundstücke. Darauf aufbauend lässt sich die Formen- und Warenartenentwicklung der Keramik der Zeit von 1180 bis 1270 in der Region Solling nachvollziehen. Durch von mineralogischen Untersuchungen ergänzte Analysen der Provinienz der Keramik von der Stadtwüstung Nienover und von den 329 Wüstungen im Umfeld sind die Handelsräume einzelner Töpfereien zu erkennen. Bei der Auswertung der Funde im Bezug zu den Befunden standen drei Fragen im Vordergrund: Die Datierung der Befunde im Hinblick auf die strukturelle Entwicklung der Stadt bzw. der Einzelparzellen und damit der Siedlungsphasen, die Zusammensetzung der einzelnen Formenspektren der Kellerinventare und die Anteile der Produktionsorte an den einzelnen Inventaren in den Zeitphasen. Die kurze Bestehenszeit der Stadt führt zu einem klaren Bild vom Werden, Prosperieren und Untergang einer Gründungsstadt in Südniedersachsen.